Wir über uns
Anders als in Hochzeiten linker und sozialer Bewegung, in denen auch ein Bedürfnis besteht,
sich mit der eigenen Geschichte auseinander zusetzen, und eine Kontinuität der Kämpfe und
Bewegungen gesucht wird, gelingt es den Herrschenden in Phasen ohne starke Gegenmacht von
unten, Geschichte zu verfälschen oder ganz zu leugnen. Die Verhältnisse werden als
'über-historisch' und als nicht veränderbar dargestellt. Immer mehr wird den herrschenden
'Geschichtsschreibern' nach dem Mund geredet, die Subjekte der Geschichte und die
gesellschaftlichen Konflikte werden verdrängt und diffamiert.
Die Reste der linken und sozialen Bewegungen tragen das ihre dazu bei: Eine weitgehende
Geschichtslosigkeit, das Nebeneinander von verschiedenen Strömungen und Ansätzen und eine
allgemeine Unverbindlichkeit in den Bewegungsstrukturen verhindern, dass politische
Erfahrungen gemeinsam aufgearbeitet werden können und generations-übergreifende
Lernprozesse daraus entstehen. Neben anderen Faktoren wird eine politische Bewegung nur
so erfolgreich sein, wie sie aus ihrer eigenen Geschichte und ihren Niederlagen gelernt
und daraus die richtigen Schlüsse gezogen hat.
Als Archiv & Bibliothek der Sozialen Bewegungen können wir eine Aufarbeitung der eigenen
Geschichte in der Form unterstützen, indem wir als eine Art 'Gedächtnis für die Linke'
fungieren, Materialien sammeln und Interessierten für Geschichtsarbeit zur Verfügung
stellen. Für Bewegungen 'von unten' wird es zukünftig von großer Bedeutung sein, dass
die Zeugnisse ihrer Geschichte nicht verloren gehen und breiten Kreisen frei zugänglich
bleiben.
Archive allein können sicherlich nicht die Unzulänglichkeiten der neuen sozialen Bewegungen
aufheben. Sie bieten aber für heutige Initiativen Anknüpfungspunkte zu früheren Erfahrungen
und ermöglichen dadurch theoretische und praktische Kontinuität politischen Handelns, die
auf Grund der spezifischen Bewegungsstrukturen sonst nur schwer hergestellt werden können.
Soweit es uns möglich ist, wollen wir diesen Prozess durch unsere Arbeit unterstützen.
mehr zu Archiven der neuen sozialen Linken und ihre Rolle
Entstehungsgeschichte des Papiertigers
Der Vorläufer des heutigen Archivs hatte seinen Ursprung in dem im Januar 1981 besetzten
"Kunst und Kultur Centrum Kreuzberg", kurz 'KuKuCK' genannt. Der 'KuKuCK' beherbergte eine
Vielzahl von politischen und kulturellen Initiativen. Am Bekanntesten und Präsentesten
dürfte der 'KuKuCK' im Berliner Stadtbild durch sein einprägsames Wandbild geworden sein.
Durch die Zusammenfassung mehrerer privater Buchsammlungen entstand Mitte 1983 die
'KuKuCKs-Bibliothek'. Im Jahr 1984 wurde der Verein mit der Kurzbezeichnung 'Ku-Bi e.V.'
gegründet.
Durch die Räumung des KuKuCK-Komplexes im Juli 1984 war die Bibliothek erst einmal ohne
Bleibe. In dieser Zeit entstand die Idee, neben der Bibliothek auch ein Archiv der sozialen
Bewegung aufzubauen. Unter dem Motto 'Von der Bewegung – Für die Bewegung' sollte Material
über und von den unterschiedlichsten Bewegungen zentral gesammelt, ausgewertet und für alle
Interessierten zugänglich gemacht werden. Im Mai 1985 wurden Bibliothek und Archiv, nun
mehr unter dem Beinamen 'Papiertiger', eröffnet.
Anfang der 90er Jahre hat sich der Themenbereich "Antifaschismus und Neofaschismus" wegen
einer umfangreichen Bestandserweiterung verselbstständigt, eigene Räumlichkeiten bezogen
und als "Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. (APABIZ)" einen eigenen
Verein gegründet.
In der langjährigen und wechselvollen Geschichte des Papiertigers seit 1984 und dank
seiner vielen MitarbeiterInnen und unzähligen UnterstützerInnen aus nun schon mehreren
"Bewegungs-Generationen", hat sich das Projekt zu einem zentralen Archiv der linken und
sozialen Bewegungen nicht nur in Berlin entwickelt.
Nach wie vor ist der Verein 'Ku-Bi e.V.' der Betreiber, auch wenn den Meisten das
Archiv heute nur noch als 'Papiertiger' geläufig ist.
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