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völlig QUEER

Tagesseminar zum Geschlechterverhältnis für Männer und Frauen

Der Begriff Queer steht für die bewußte Auflösung patriarchaler Geschlechtsidentität. Queer Theory wurde hierzulande vor allem durch das 1991 erschienene Buch von Judith Butler "Das Unbehagen der Geschlechter" bekannt.

Butler bestimmt darin die Geschlechtsidentitäten "Frau" und "Mann" als Konstruktionen heterosexistischer Machtdiskurse. Die politische Praxis von Queer sieht sie in der Verwirrung dieser Geschlechtsidentitäten, in ihrer Entlarvung und Dekonstruktion u.a. durch parodistische Vervielfältigung. So ist Queer u.a. auch eine Antwort der us-amerikanischen Schwulen- und Lesbenbewegung auf die sich verschärfende Homophobie in den Vereinigten Staaten.

Unser Seminar will zum einen in Queer Theory und ihre Grundlagen einführen, andererseits soll es darum gehen, inwieweit heute, wo allenthalben die klassischen männlichen und weiblichen Rollenbilder und damit auch das patriarchale Machtverhältnis restauriert werden, Queer eine emanzipatorische Antwort auf diesen "roll back" sein kann.

Mit dem Beispiel von neueren Entwicklungen in der Musikscene - queercore-Bands, Riot Grrrls - werden wir versuchen, die Theorie mit den praktischen kulturellen Möglichkeiten in Beziehung zu setzen.



Einleitung in und Übersicht über das Tagesseminar:

völlig queer

11.5.1997

Queer bedeutet im Amerikanischen soviel wie sonderbar, verrückt, seltsam; meint aber auch gefälscht, irreführend.

Das Verb to queer wird im Sinne von jemanden irreführen, etwas verderben gebraucht. Das Substantiv queer steht für Falschgeld.

Queer ist umgangssprachlich außerdem das Schimpfwort für Lesben und Schwule. Diese haben sich im US-amerikanischen Kontext queer mittlerweise zu eigen gemacht: als Kampfbegriff und programmatischen Ausdruck für Provokationen, für subversive Aktionen und Verwirrstrategien. Selbst Uniseminare und TheoretikerInnen sind in der Zwischenzeit queer. Queer Theory gilt als ein stehender Begriff.

Queer ist so zu einer Art Strategie geworden, um die Bevormundung durch das HERRschende Geschlechterverhältnis zu durchbrechen. Und dies nicht nur individuell, sondern auch in aller Öffentlichkeit. Wir verstehen queer als das in Frage stellen von Geschlechtsidentitäten;als das Erzeugen von Verwirrung bzgl. geschlechtlicher Orientierung und Identität.

Queer handeln halten wir in vielen Fällen für durchaus produktiv; Queer sein halten wir für problematisch.

Wir gehen davon aus, daß, um queer zu verstehen, es notwendig ist, die theoretischen Grundlagen und der gesellschaftliche Kontext dieses Begriffes erläutert gehören. Zu den theoretischen Grundlagen gehört zweifelslos Judith Butler.

Auf die postmoderne Feministin Butler wird immer wieder von vielfältigen QueeraktivistInnen bezug genommen. Bevor wir auf sie eingehen, werden wir aber zuerst versuchen den gesellschaftlichen Kontext und auch den Begriff der Postmoderne näher zu bestimmen.

So ergibt sich folgende Gliederung unseres Tagesseminars:

  1. Gesellschaftlicher Kontext der Debatte um Butler und Queer
  2. Entwicklung des Begriffs "Postmoderne" (Literatur, Architektur, Philosophie: Lyotard)
  3. Stand des Feminismus vor der Dekonstruktionsdebatte und Butlers theoretische Bezugspunkte
  4. Foucaults Macht- und Wahrheitstheorie als theoretische Grundlage von Butler
  5. Judith Butler
  6. Kritiken an Butler und ihre Antworten
  7. Vielfältigkeit der Anwendungen und gesellschaftlichen Realitäten von Queer.
  8. Einleitung zu Queercore-Bands
  9. Literaturliste

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