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Wir siedeln unseren Ansatz aber genau an dem Punkt an, wo wir sagen: Klar, Patriarchat zerstören - auf jeden Fall, aber laßt uns mal selber überlegen, worum es uns dabei geht, was Wichtigkeit hat und wieviel, wo unsere Knackpunkte sind und unsere Fragen, was unsere Angriffspunkte/-ziele sind und warum. Schließlich geht es dabei auch um uns und da müssen wir uns schon selbst Gedanken machen.
Über 95% der Gefangenen in Australien sind Männer und das Gefängnis ist eine bloßgelegte männliche Welt. Dies macht Knäste zu einem faszinierenden Thema für Männer, die sich dafür interessieren, wie Männlichkeit funktioniert.
Die Geschichte des weißen Australien ist die Geschichte eines Gefängnisses. Während der letzten zwei Jahrhunderte hat es unausweichlich unsere männliche Identität beeinflußt. Offensichtlich gibt es etwas im Mannsein, das dazu führt, daß neunzehn Mal mehr Männer als Frauen ein Verbrechen begehen und inhaftiert werden.
Was tut das Eingesperrtsein mit diesen Männern? Wie beeinflußt ihre Erfahrung im Knast den Rest von uns und die Gesellschaft, in der wir leben? Es ist einfach gesagt: "If you do the crime, then you do the time" (Wenn du ein Verbrechen verübst, sitzt du deine Zeit ab), aber was heißt das auf längere Sicht? Gefangene werden normalerweise entlassen. Ihre Zeit drinnen verändert ihr Verhältnis zur Welt draußen.
Inhaftierung geht vielleicht mit dem Kriminellen um, auf eine oberflächliche Art und Weise, aber sie geht kaum oder garnicht mit dem Verbrechen und seiner Vielzahl von Ursachen um. Die Anstrengungen, eine Männlichkeit mit einem neuen Niveau von Fürsorge und Anteilnahme zu entwickeln, müssen sich ausdehnen auf die Art und Weise, wie wir mit Männern umgehen, die auf der anderen Seite des Gesetzes gelandet sind. Die Auswirkungen des Knastes reichen weiter als der Starke Arm des Gesetzes.
aus: XY, Nr.3, Frühjahr 1994
" Mein Ansatzpunkt ist die männliche Identität, in zweierlei Hinsicht: Zum einen wie eine idealtypische Männeridentität - der politische Soldat - konstruiert wird und welche Rolle sie in der allgemeinen Ideologie spielt. Zum anderen wie diese männliche Identität an männliche Bedürfnisse anknüpft und sich dann am konsequentesten in der SA dargestellt hat. Im Anschluß daran folgen als weitere Beispiele die HJ, die Organisation in der Jungen zu politischen Soldaten erzogen werden sollten, und am Beispiel zweier faschistischer Statuen, wie diese Identität präsentiert wurde."
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